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24h-Straßenläufer auf Abwegen!


„24-h-Straßenläufer auf Abwegen!“. Müsste man ein Motto für meinen Abstecher in das herrliche Karwendelgebirge finden, würde dieser Satz schon vieles zum Ausdruck bringen. Es war Mitte Juni, als ich begann, mein Training für den Spartathlon zu planen. Just zu dieser Zeit flatterte eine Einladung vom BIKETEMPEL ins Haus, ob ich denn nicht Lust hätte, mit zum Karwendelmarsch zu kommen. In Anbetracht der auch beim Spartathlon zu erwartenden Höhenmeter, dachte ich mir „Why not?“. Für mich sollte der Lauf auch letztendlich eine neue Erfahrung darstellen. Ganz neu sind für mich solche Bergläufe zwar nicht, da ich vor sechs oder sieben Jahren des Öfteren einen sehbehinderten Läufer mit einem Seil verbunden bei Läufen wie z.B. dem K78 in Davos begleitet habe, jedoch bin ich diese selbst nie ambitioniert gelaufen. Die Wochen zogen wie immer schnell ins Land und so war es dann am Freitag vor dem Lauf soweit und wir checkten in einem super Hotel direkt gegenüber vom Ziel in Pertisau ein. Mit dem herrlichen Blick auf den Achensee, der perfekte Ort zum Urlaub machen… wenn halt nur nicht am nächsten Tag um 6:00 Uhr der Lauf über 52 Kilometer mit 2300 Höhenmetern starten würde. Die frühe Startzeit bedeutete auch, dass um 2:30 Uhr der Wecker klingeln sollte, da man ja noch mit dem Bustransfer nach Scharnitz fahren musste. Für einen Morgenmuffel, wie ich es bin, nicht gerade tolle Aussichten. Da die ersten zehn Kilometer und auch die letzten zehn Kilometer hinsichtlich des Streckenprofils relativ einfach zu laufen waren, plante ich zu Beginn schon mal etwas Gas zu geben, um dann irgendwie über die drei Berge zu kommen. So reihte ich mich nach dem Startschuss am Ende der fünfköpfigen Spitzengruppe ein. Es ging zwar immer etwas bergauf und bergab, doch ließ es sich hier auf den breiten Wegen ganz gut rollen. Da ich bei diesem Lauf ja nichts zu verlieren hatte entschloss ich mich, auch am ersten Berg die Pace des Dritt- und des Viertplatzierten mitzugehen. Das war leider etwas sehr optimistisch, da ich letztendlich schon ganz schön gerädert und nun auch schon etwas abgehängt am Karwendelhaus ankam. Meine Grenzen sollte ich als Straßenläufer aber dann erst so richtig auf den langen Bergabpassagen aufgezeigt bekommen. Während ich mir noch selbst auf die Schulter klopfte, dass ich doch schneller als erwartet den Berg hinunter laufen kann, kamen auch schon die ersten beiden Verfolger von hinten und sind mit einem Affenzahn an mir vorbeigebrettert. Dieses Spiel wiederholte sich auch an den zwei nachfolgenden Bergen. Sicherlich war ich auch bergauf langsamer als die Bergspezialisten, doch so richtig viel Zeit habe ich dann bergab verloren. Das Wetter war jedenfalls nahezu optimal und hatte eine wunderbar klare Sicht auf die herrliche Bergszenerie. Im Übrigen war die Veranstaltung sehr gut organisiert und die Labestationen waren mit vielerlei Auswahl bestückt, so dass ich ein Stück weit die Marschierer beneidet habe, die das alles auch in vollen Zügen genießen konnten. Für mich blieb leider keine Zeit zum längeren Verweilen. Die Verpflegungsstationen unterscheiden sich von anderen Veranstaltungen in der Hinsicht, dass sie praktisch nur mit regionalen Produkten bestückt waren. Einziger Wehmutstropfen dabei – es gibt kein Cola. An der Binsalm gönnte ich mir dann jedoch auch mal eine kurze Stehpause. An dieser Stelle danke an die Jungs von der Labestation – der Schluck Bier hat nach all dem vielen Hollundersaft richtig gut gemundet ;). Irgendwann war dann auch der letzte Berg überwunden. Da die Konzentration jetzt doch schon etwas zu wünschen übrig ließ, war es mir wichtig, im Hinblick auf das große Ziel Ende September kein unnötiges Risiko einzugehen. Stattdessen bereitete ich mich mental schon mal darauf vor, auf den letzten knapp zehn flachen Kilometern nochmal richtig Gas zu geben, um die viele verlorene Zeit wieder einzuholen. So löste ich mit Erreichen des Tals sämtliche Handbremsen. Viele der Läufer die mich in den Bergen überholt haben, konnte ich jetzt wieder zurücküberholen. Letztendlich gelang es mir mit einer Zeit von unter fünf Stunden zu Bewältigung der 2300 Höhenmeter einen versöhnlichen Abschluss zu erreichen. Insgeheim hatte ich im Vorfeld des Laufs auf eine Zeit von etwa 4:40h (Siegerzeit im letzten Jahr) spekuliert. Da ich einen Großteil der fehlenden 18 Minuten auf den Bergabpassagen verlor, welche beim Spartathlon nicht den begrenzenden Faktor darstellen, bin ich dann doch ganz zufrieden. Der Karwendelmarsch war für mich auf jeden Fall eine super Erfahrung, auch wenn ich wohl nie DER Bergläufer sein werde. An dieser Stelle gilt mein ausdrücklicher Dank dem BIKETEMPEL, welcher mir den Kurztrip in die Alpenrepublik ermöglicht hat.

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