In meiner Vorbereitung auf die 24h-WM/EM wollte ich auf jeden Fall noch einen kürzeren Wettkampf laufen. Doch was soll
man machen, wenn man eine relativ üble Allergie gegen die Pollen der Birke hat und die Blüte dieses unnötigen Gewächses in heimischen Gefilden mit rasantem Tempo einsetzt? Man nehme einen Laufkalender und schaut was es in nördlicheren Gefilden am Wochenende so an Läufen gibt. Ursprünglich dachte ich in meiner Planung eher an einen 10km-Wettkampf, doch da es wohl doch etwas übertrieben ist, für einen Aufbauwettkampf, der gerade einmal etwas länger als eine halbe Stunde dauert, den ganzen Tag im Auto zu sitzen, legte ich den Schwerpunkt in meiner Suche eher auf die Halbmarathondistanz. Ganz davon abgesehen wäre das ja auch mal eine gute Gelegenheit, mein Debüt auf dieser Distanz zu geben. Meinen ersten Marathon bin ich vor mittlerweile über zehn Jahren gelaufen. Seitdem habe ich an etlichen 10km-, Marathon-, 100km-, 24h-Läufen und sogar an einem 48h-Lauf teilgenommen. Doch für die Halbmarathondistanz habe ich mich irgendwie nie wirklich interessiert. Auf meiner Suche nach dem „richtigen“ Lauf bin ich letztendlich mit dem Airportrun in Hannover fündig geworden. Nach einem ausgiebigen Studium diverser Pollenvorhersageberichte stand einer Anmeldung also nichts mehr im Wege. Da der Lauf erst um 13:00 starten sollte ließ sich auch die knapp 400km lange Anreise am selben Tag realisieren. Da ich mich im vollen Training befinde konnte ich hinsichtlich der Zielzeit nur sehr schwer Prognosen treffen; aber wenigstens unter 1:20h sollte schon realistisch sein. Oben habe ich bereits erwähnt, dass ich mittlerweile schon mehr als zehn Jahre im Laufgeschäft bin. Trotzdem habe ich es heute jedoch geschafft, einen Anfängerfehler zu begehen. In meiner Tasche hatte ich nur ein Startnummernband, das ich bis jetzt noch nie im Einsatz hatte. Also in der Vorbereitung auf den Lauf schön die Länge eingestellt, aber keinen Meter damit gelaufen. Natürlich kam es so wie es kommen musste und das Ding ist mir schon nach 200 Metern gefühlt fast bis zu den Knien gerutscht. Um das Ganze enger zu stellen war jetzt keine Zeit mehr, da es bei solchen kürzeren Distanzen ja gleich von Anfang an zur Sache geht. Dementsprechend war ich den ersten Kilometer fast nur damit beschäftigt meine Startnummer festzuhalten. Zum Glück kam mir dann die Idee das Ding kurz abzuschnallen und während des Laufens einen Knoten reinzumachen. Gesagt getan und endlich konnte ich mich auf den eigentlichen Grund meiner Reise nach Hannover konzentrieren, nämlich das Laufen. Schon nach den ersten 100 Metern war klar, dass die ersten beiden Läufer wohl ihr eigenes Rennen laufen werden, da sie sehr schnell ein sehr großes Loch in das Läuferfeld gerissen haben. Ich selbst befand mich nach dem ersten Kilometer in etwa auf Platz 10. Nachdem ich mein Malheur behoben hatte, konnte ich mich der ersten Verfolgergruppe, die mit mir aus fünf Personen bestand, anschließen. Die erste Hälfte war sehr gut zu laufen und ich hatte keinerlei Probleme das Tempo zu halten. So überlegte ich, ob es denn nicht sinnvoller ist, sich von der Gruppe zu lösen und etwas schneller zu laufen. Da es aber im Bereich der Start- und Landebahn des Airports relativ windig war und es auch ansonsten sehr angenehm war in dieser Gruppe zu laufen, verwarf ich den Plan und entschloss mich auf jeden Fall bis Kilometer 15 abzuwarten. Etwa nach 12 Kilometern konnten zwei Läufer unserer Gruppe das Tempo nicht mehr halten und so waren wir nur noch drei. Eigentlich war mir die Platzierung im Vorfeld nicht so wirklich wichtig, da ich das Rennen nur als Aufbauwettkampf nutzen wollte, doch jetzt in dieser guten Ausgangsposition wollte ich doch schon ganz gerne Dritter werden. Die Tatsache, dass der Lauf mit über 600 Teilnehmern relativ groß war, motivierte mich zusätzlich, mich nun voll und ganz auf die Platzierung zu konzentrieren. Dementsprechend blieb ich auch nach 15 Kilometern weiterhin in der Gruppe, obwohl das Tempo jetzt schon etwas langsamer wurde. Mein neuer Plan war es nun, erst nach 18km das Weite zu suchen. Außerdem nahm ich mir vor, bei meinem Fluchtversuch etwa einen halben Kilometer so schnell zu rennen wie es nur geht, denn wenn man mal einen Vorsprung von 50 Metern hat und es nur noch zwei Kilometer bis zum Ziel sind, wird man es schon irgendwie durchziehen können. Letztendlich setzte ich den zum x-ten Mal veränderten Plan in die Realität um. Meine Rechnung ging soweit auch ganz gut auf, denn ziemlich schnell konnte ich mich ein ganzes Stück absetzen. Auch wenn ich mich nicht umdrehte, wusste ich spätestens einen Kilometer vor dem Ziel, dass mir der 3.Platz nicht mehr zu nehmen ist. Die Zeit von knapp über 1:19h ist vielleicht nicht unbedingt das was möglich gewesen wäre, doch ist es ja auch mal schön auf einer relativ kurzen Strecke eine gute Platzierung zu erreichen. Dies hat sich alleine schon deshalb gelohnt, da es für den 3.Platz einen Gutschein für einen Rundflug mit einer Cessna gab! Dementsprechend muss ich innerhalb der nächsten zwölf Monate also nochmal nach Hannover kommen. Vielleicht lässt sich diese Tour ja wieder mit einem schönen Lauf verbinden.
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