Einfach mal was anderes ausprobieren und ganz neue Erlebnisse und Erfahrungen im breiten Feld des Ultramarathons machen – das war meine Intention für die Planung des Laufjahres 2019. So habe ich schon in der ruhigen Zeit zwischen den Jahren den Ultralaufkalender gescannt, mit dem Ziel einen Ultratrail mit einer Distanz von mindestens 100 km für mich zu entdecken. Na gut, so ganz neu ist das jetzt auch wieder nicht, den Chiemgau 100er bin ich zum Beispiel schon im Jahre 2007, also vor zwölf Jahren, mitgelaufen. Lange habe ich hin und her überlegt, auf welche Veranstaltung meine Wahl fällt, um dann für den Mozart100 das Anmeldeformular auszufüllen. Dazu motiviert hat mich auch ein Athlet aus meinen Laufcoachings (Danke Christian, Du hast mir das also eingebrockt), der nur Gutes über den Mozart100 zu berichten wusste. Nur Gutes habe auch ich von dem Lauf zu berichten! Ich habe aber auch zu berichten, dass es verdammt anstrengend war.
So ein richtig strukturiertes Training war das im Vorfeld sicher nicht, musste es aber auch nicht sein. Ich bin in erster Linie angereist, um etwas zu erleben. Zu erleben gab es am Anreisetag vor allem eine Affenhitze, sodass beim Warten auf das Briefing im Salzburger Zentrum Schattenplätze äußerst beliebt waren. Die zu erwartenden Temperaturen und das Streckenprofil ließen jedoch einen anstrengenden Tag erwarten, der insbesondere schon sehr früh starten sollte. Da der Startschuss schon um 5:00 Uhr erfolgen sollte und ich meine Unterkunft ein ganzes Stück außerhalb von Salzburg hatte, klingelte schon um 2:30 Uhr mein Wecker. Zum Glück habe ich ihn nicht überhört, was im Vorfeld ein wenig meine Sorge war.
Es war schon ein tolles Flair, als aus sämtlichen Seitengassen Menschen in Trail-Ausrüstung zum Kapitelplatz zusammenströmten, wo Start und Ziel des Laufs positioniert waren. Nach dem Startschuss lies ich es auch erstmal relativ gemächlich angehen. Es war irgendwie selbst um diese Uhrzeit sehr schwül. Überrascht war ich über die internationale Zusammensetzung des Teilnehmerfeldes, was sicherlich mit der Tatsache zusammenhängt, dass der Lauf mittlerweile Teil der Ultratrail-Worldtour ist. Nach gut einer Stunde wurde der erste Verpflegungspunkt erreicht, ich musste hier unbedingt meine Vorräte auffüllen, da ich recht „leer“ losgelaufen bin. Das hat sich nur als etwas schwierig gestaltet, da an dem langsam laufenden Trinkwasser-Brunnen der Andrang im noch dichten Teilnehmerfeld doch recht groß war. Halb so wild – auf eine halbe Minute rauf oder runter wird es heute nicht ankommen. Weiter ging es in Richtung Fuschl am See, über hügeliges Gelände, was allerdings nur ein sehr humaner Vorgeschmack auf das, was noch auf uns zukommen sollte, darstellte. So richtig wohl habe ich mich dennoch noch nicht gefühlt. Es lief irgendwie noch nicht so richtig rund und wirklich wach war ich auch noch nicht. Das änderte sich erst, nachdem wir den großen Checkpoint in Fuschl am See erreichten. Fuschl ist so etwas wie ein Etappenziel, welches den Lauf in drei Abschnitte teilt, denn hier kommt man zwei Mal vorbei – nämlich nach 31 und nach 80 Kilometern. Deshalb hat es sich auch wunderbar angeboten, die Stöcke, welche zur Unterstützung im profilierten Gelände dienen sollten, hier zu deponieren. Für den relativ einfachen Hin- und Rückweg von, bzw. nach Salzburg, wären sie nur unnötiger Ballast gewesen. Eigentlich geht der Lauf auch erst nach Fuschl so richtig los. So langsam aber sicher wurde ich auch wacher. Gleichzeitig wurde es aber auch immer wärmer. Da es nach Fuschl mehr als 14 km dauern sollte, bis der Checkpoint kommt, füllte ich mir beide 0,5-Liter-Flaschen komplett mit Wasser voll. Eigentlich sollte ein Liter für diese Distanz problemlos reichen. Mit zunehmender Hitze überkam mich jedoch solch ein Durst, dass ich schon frühzeitig mit einem sehr sparsamen Verbrauch begann. Ich kenne dieses Phänomen aus vielen Trainingsläufen – wenn man sich erst einmal in einem dehydrierten Zustand befindet, kommt man da auch trotz ständigem Nachfüllen so schnell nicht wieder raus. Also habe ich mich irgendwie zur nächsten Labestation in Winkl durchgeschleppt. Ein Genuss war das Laufen nun nicht mehr. Unten im Tal angekommen, habe ich mir sehr viel Zeit für Verpflegung und Abkühlen mittels Wasserschlauch genommen, denn es galt die Kräfte für den Anstieg zur Schafbergalm wieder zu sammeln. Erfreulicherweise hat das einigermaßen gut funktioniert und so hat es auch wieder deutlich mehr Spaß gemacht und die Strecke bis Kilometer 61 in St. Gilgen konnte ich wieder richtig genießen. Auch hier habe ich mir wieder richtig viel Zeit gelassen und auch das ein oder andere Schwätzchen am Verpflegungsstand gehalten. Viel härter als den ersten großen Anstieg hinauf zur Schafbergalm, empfand ich nun den Anstieg zum Zwölferhorn, was mit 1520 Metern auch die höchste Erhebung des Laufs darstellt. Glücklicherweise war ich im Anstieg nicht alleine, stattdessen schleppte ich mich gemeinsam mit einem Läufer vom Bodensee in Richtung Gipfel. Zwischendurch dachten wir, der höchste Punkt sei schon erreicht, um dann eines Besseren belehrt zu werden. Das was wir zu dem Zeitpunkt hinter uns gebracht hatten, war bestenfalls vielleicht die Hälfte des Anstiegs! Wie immer bei diesem Lauf hatte ich den Aufenthalt am Checkpoint in aller Ruhe genossen. Mein Mitläufer lief schon mal los, doch auf dem steilen Bergab-Passagen habe ich ihn zeitnah wieder ein- und überholt. Bis nach Fuschl ging es jetzt mehr oder weniger nur noch bergab, so dass man sich bis Kilometer 77 wieder ganz gut erholen konnte. Ich war froh, endlich die Stöcke deponieren zu können, am liebsten hätte ich auch den Rucksack abgelegt. Das Mitschleppen der Ausrüstung ist echt der große Nachteil am Trailrunning. Es ging deutlich unspektakulärer und vergleichsweise eben dahin. Dafür ist man nun auch schneller dem Ziel näher gekommen. Spektakulärer wurde stattdessen das Wetter, den es zog sich mehr und mehr zu und das Donnergrollen kam merklich näher. Irgendwann war es dann soweit und wir wurden heftig geduscht. Eigentlich ganz angenehm, aber der Wald ist vielleicht nicht unbedingt der Aufenthaltsort während eines Gewitters. Auch das ging vorüber uns so waren die letzten Kilometer hinein nach Salzburg auch nur noch Formsache. Das Ziel bei Kilometer 112 erreichte ich nach etwa 15 Stunden als 39. Mann. So ging ein schöner, aber anstrengender Tag zu ende. Für mich war es eine (schöne) neue Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Ich werde sicherlich auch weiterhin auch immer mal wieder einen Ausflug auf die Trails wagen, wobei mich der Ultramarathon auf der Straße schon irgendwie mehr fasziniert, da man eine höhere Vergleichbarkeit hat und man durchgehend im Laufschritt bleibt, was bei langen Ultratrails kaum möglich ist.
Hier auch noch ein paar Impressionen vom Lauf:
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